Das Slogan-Shirt ist zurück: Die Modewelt setzt verstärkt auf politische Bekenntnisse. „Opinion Wear“ nennt sich die Kleidung mit Botschaft. Steckt dahinter echtes Engagement – oder ist es nur ein Marketinggag?

Wie stellt man sich eine friedliche, multikulturelle Gesellschaft idealtypisch vor? Wahrscheinlich ungefähr so wie auf den Fotos, die Vitali Gelwich jüngst für das Berliner Künstlerlabel Souvenir Official geschossen hat: Menschen verschiedener Herkunft hängen ganz selbstverständlich und glücklich miteinander ab, sie tragen rosafarbene und hellgrüne Hoodies, auf denen „Protect Peace“ steht, beschützt den Frieden. Auf dieses Postulat können sich alle irgendwie einigen, es ist egal, ob man schwarz ist oder weiß, ob man ein Kopftuch trägt oder ein Kreuz an der Kette. Die Abendsonne taucht den Großstadtbeton, ach, das ganze Leben in sanftes Licht, und all das, was als so schwierig zu bewerkstelligen galt, scheint endlich wahr geworden: Freundschaft und Verständigung ersetzen Ablehnung und Vorurteile.

Es ist eine Gesellschaftsutopie in Pastellfarben, die hier inszeniert wird. Das ist Absicht. „Wir wollen Hoffnung verbreiten“, sagt der Label-Gründer David Mallon. Bekannt wurde Souvenir Official durch den Europa-Pulli, einen Kapuzenpullover, auf dem der Sternenkreis der Europäischen Union sich aufzulösen scheint: Ein Stern fehlt bereits. Die Message: Achtung, unser vereintes Europa ist bedroht. Der Pulli wurde häufig bei proeuropäischen Demos gesichtet und kreiselte so lange auf dem Radar der woken Instagram-Community, bis selbst Katarina Barley von der SPD ihn entdeckte und darin in ihren Wahlkampf fürs EU-Parlament startete.

Das Motiv für den Europa-Pulli entstand durch eine spontane Eingebung. Inzwischen ist aus dem Geistesblitz ein Geschäftsmodell geworden. „Opinion Wear“ nennt Mallon das, was er macht: Kleidung, die eine bestimmte Haltung vermittelt. „But make it fashion“, wie man im Instagram-Zeitalter sagt: Mach Mode daraus. Ästhetik und Ethik müssen zusammenpassen. Es geht nicht nur um den Spruch, der auf dem T-Shirt steht, sondern um den kompletten Lifestyle, der damit in Verbindung gebracht wird. Atomkraft-nein-danke-Aufnäher waren einmal. Die politisierte Mode im 21. Jahrhundert inszeniert einen gesellschaftlichen Wunschzettel (Frieden für alle!), dargeboten in lässiger Skater-Kid-Optik.

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