Wer’s geschafft hat im Leben, der bezahlt jemanden fürs Anfeuern beim Hampelmann-Springen. Na toll – und was ist mit denen, die keinen Personal Trainer haben? Die können zumindest auf Facebook einstecken.

Dieser Artikel ist am 13. Mai 2018 auf ICONIST.de erschienen.

„Wer kennt einen guten Personal Trainer, der mich nicht arm, aber wenigstens ein bisschen fit macht?“ – Solche Auftragsangebote für Turnbetreuungen lese ich zurzeit häufiger auf Facebook. Offenbar kommt in meiner Filterblase kaum mehr jemand ohne persönlichen Drillinstructor aus, der im heimischen Wohnzimmer die Anzahl der Hampelmann-Sprünge kontrolliert.

Kann ich verstehen, es ist ja sehr anstrengend, für Sport extra die Wohnung zu verlassen. Ich persönlich empfinde allein das An-und Ausziehen von Sport-BHs als Zumutung. Schon deshalb sollte man jedes Fitnessprogramm zu Hause absolvieren, wo man nach dem Training direkt wieder aufs Sofa rollen kann. Keine Sorge, Sportklamotten sind heutzutage alle „dry active“, der Schweiß trocknet schon.

Ich bin also absolut dafür, so viel Sport wie möglich direkt im Wohnzimmer zu erledigen. Und überhaupt: Der schönste Luxus im Leben besteht darin, Menschen für Tätigkeiten zu engagieren, die man sehr gut auch allein bewältigen könnte. Fensterputzen zum Beispiel. Bügeln. Oder eben Sport. Klar, die Sit-ups muss man auch mit Personal Trainer selbst machen, aber die mühevolle Motivationsarbeit kann man outsourcen.

Allerdings frage ich mich, ob man echt schon einen eigenen Trainer benötigt, wenn man nur „ein bisschen fit“ werden will? Falls ja, bedeutet das für meine eigene Sportlichkeit eine ziemliche Katastrophe; ich dachte bislang, „ein bisschen fitter“ könne man auch mit Pilates vorm Fernseher und einer Stunde Tennis pro Woche werden. Offenbar war das total naiv!!!

Zweitens frage ich mich, ob eigentlich alle meine Facebook-Freunde wahnsinnig gut verdienen. Ich hab mal gegoogelt, eine Stunde Sport mit Aufpasser kostet mindestens zwischen 50 und 100 Euro. Ich bin natürlich kein Experte und weiß nicht, wie viele Sportstunden im Monat nötig sind, um „ein bisschen fit“ zu werden, vermute aber stark, dass eine nicht ganz reichen wird. Mir würden spontan andere Anschaffungen einfallen, die mir ein paar Hundert Euro im Monat wert wären, als mehrere Stunden mit jemand zu verbringen, der „Und jetzt noch zehn Wiederholungen!!“ brüllt.

Die „Ich suche einen Trainer“-Posts auf Facebook führen deshalb mal wieder nur zu Neid und Missgunst. Weil sie keine andere Botschaft vermitteln als: „Schau mal, während du noch zu Youtube-Videos turnst und lächerliche Fitness-Apps runterlädst, lasse ich mich längst next-level-trainieren! So wie Barbara Schöneberger, selbst die ist neuerdings total fit, und das nur, weil ihre Trainerin so gut ist! Und als Nächstes kaufe ich mir eine Eigentumswohnung! AHAHAHA!“

Social Media macht die Menschen wirklich kaputt.