Von #mondaymotivation bis #friyay: In den sozialen Medien werden die User auf den jeweiligen Wochentag eingestimmt. Mein Hashtag-Guide erklärt, wann Ihr welchen Stimmungsmacher posten solltet. 

View this post on Instagram

A post shared by Julia Elisabeth Hackober (@juliahackober)

So fühlen Sie sich: Montage sind schrecklich, ist doch ganz klar. Am Sonntagabend fühlte man sich gerade halbwegs erholt, schon geht der Stress des Alltags wieder los: Sie müssen früh aufstehen, sich in der Kaffeeladen-Schlange vordrängeln, mit den Kollegen im Büro über die Vergabe der entspanntesten Aufgaben diskutieren. Und dann hatten Sie sich ja auch noch fest vorgenommen, das Sportprogramm diese Woche nicht wieder so schleifen zu lassen. Die Tasche für’s Fitnesstudio ist jedenfalls schon mal gepackt. Ob Sie sich allerdings abends im Stande sehen, einen Platz auf dem Laufband zu erkämpfen, können Sie wirklich noch nicht einschätzen.

Was Sie posten müssen: Montags geht es zunächst einmal um die gute Absicht an sich – deshalb heißt der Hashtag ja auch #MondayMotivation und nicht #MondayAchievements. Insofern reicht es schon, wenn Sie Ihre gepackte Sporttasche fotografieren und mit ein paar aufmunternden Worten versehen posten. Etwa: „Heute geht’s wieder ins Gym, ich freu‘ mich – endlich wieder auspowern!“. Es geht um die Botschaft – dass Sie am Ende nur zu Hause im Wohnzimmer die Yogamatte ausgerollt haben und dann im Lululemon-Totallook darauf eingeschlafen sind, muss ja keiner erfahren.

#TravelTuesday

So fühlen Sie sich: Dienstags liegen die Anlaufschwierigkeiten des Wochenbeginns bereits hinter Ihnen. Es ist also an der Zeit für ein kurzes Innehalten, für ein Nachsinnen darüber, was das Leben Ihnen an erfreulichen Erlebnissen bereits beschert hat. Hier kommt der der #TravelTuesday ins Spiel: Mit Reiseposts stellen Sie unter Beweis, dass Sie a) schon viel von der Welt gesehen haben, b) dadurch Ihren Horizont erheblich erweitert haben und c) diese unbezahlbaren Erfahrungen wahnsinnig zu schätzen wissen. Oder aber, Sie fühlen sich am zweiten Tag der Arbeitswoche schon so unfassbar gestresst, dass Sie nur noch an Ferien denken können. Das kann auch sein.

Was Sie posten müssen: Sie werden doch wohl noch irgendein hübsches Strandfoto vom letzten Sommer übrig haben!

#WednesdayWisdom

So fühlen Sie sich: Herzlichen Glückwunsch, die Hälfte der Arbeitswoche ist geschafft! Nun sollten Sie über das nachdenken, was Sie bereits erreicht haben sowie über das, was noch vor Ihnen liegt. Im Leben geht es immer um ein Geben und Nehmen, insofern könnten Sie sich die Frage stellen: Was habe ich diese Woche bislang gegeben und genommen? Vielleicht haben Sie für eine Kollegin einen anstrengenden Termin übernommen – dann dürfen Sie auch ruhig den anonym platzierten Joghurt aus dem Bürokühlschrank klauen und aufessen!

Was Sie posten müssen: Mittwochs ist die Gelegenheit gekommen, Ihre Fähigkeit zur Selbstreflexion mit Ihren Mitmenschen zu teilen. Sie googeln Zitate berühmter Persönlichkeiten, wählen ein tiefsinniges aus und lassen dieses dann von der Grafikpraktikantin per Photoshop in geschwungener Kalligraphie-Schrift auf rosafarbenen Hintergrund setzen.

#ThrowbackThursday

So fühlen Sie sich: Sie wachen morgens gut gelaunt auf. Endlich Freitag! Beim Blick auf’s Handy dann der Schock: Oh nein, ist doch erst Donnerstag…

Was Sie posten müssen: Positive Erinnerungen vertreiben am schnellsten schlechte Laune. Kramen Sie also ein altes Fotoalbum vor und lassen Sie nostalgischen Anwandlungen freien Lauf: Ach, war das noch schön, als man im Kinderwagen durch’s Leben geschoben wurde und als das größte Drama darin bestand, dass die Geschwister die Lego-Feuerwehrstation zerstört hatten! Sofern Sie heimlich vorgenommene Verschönerungsoperationen nicht durch alte Kinderbilder outen, ist am Donnerstag der Zeitpunkt für Planschbecken-Fotos etc. gekommen!

#Friyay

So fühlen Sie sich: Im Büro erzählen alle von ihren grandiosen Wochenendplänen – Megaparty des Jahrhunderts, Ausflug ins Landhaus, Umdekorierung der kompletten Wohnung. Nur Sie haben noch gar nichts vor, mal abgesehen von Ausschlafen und Kohlehydrate-Essen, die verkneifen Sie sich nämlich unter der Woche. Um die heitere Vorfreude nicht zu trüben, posten Sie auf Instagram lieber mal schnell, wie wahnsinnig doll auch Sie sich auf die freien Tage freuen.

Was Sie posten müssen: Ein kleiner Profitipp: Fotografieren Sie generell bei jedem Bar-Besuch Ihre Drinks; so haben Sie immer einen Vorrat an Bildern, die Sie freitags mit dem Hashtag #Friyay sowie dem Cocktail- und dem Partyhütchen-Emoji versehen posten können. Ihre Follower werden Sie als geselligen, fröhlichen Mitmenschen und begehrten Partygast wahrnehmen, den man lieber mal schnell einlädt, bevor es andere tun!

#Caturday

So fühlen Sie sich: Am Samstag fällt die Anspannung der Woche von Ihnen ab und Sie gammeln bis zum späten Nachmittag erst mal so rum, bevor Sie feststellen, dass Sie jetzt dringend zum Supermarkt müssen, weil Sie sonst bis Montag nichts mehr zu essen im Haus haben.

Was Sie posten müssen: Samstags tragen Sie alte Klamotten, in denen Sie niemals irgendjemand sehen darf. Außerdem sind Ihre Haare strähnig und die Augen verquollen, ist doch spät geworden am #Friyay. Problem: Irgendwas müssen Sie ja auch am Samstag posten, was sollen sonst die Follower denken. Falls Sie keine Kinder haben, die irgendwas Ulkiges machen und die Sie dabei fotografieren können, entscheiden Sie sich für cat content. Ein eigenes Haustier brauchen Sie dafür nicht mal, das ganze Internet ist voll von süßen Katzenfotos!

#SundayFunday

So fühlen Sie sich: Eigentlich leiden Sie regelmäßig unter Sonntagsdepressionen, das darf aber keiner wissen, denn schlecht gelaunte Menschen mag die Instagram-Community nicht so gern. Sie sollten also versuchen, am Sonntag nicht allzu sehr in Zukunftsängsten und Vergangenheitsbewältigung zu versinken und stattdessen wenigstens mal kurz an die frische Luft gehen, um im Park ein paar Bilder vom Sonntagssonnenschein zu knipsen oder im neuen Hipstercafé hübsche Waffel-Arrangements zu verspeisen.

Was Sie posten müssen: Alles, was darauf schließen lässt, dass Sie Ihr Leben in vollen Zügen genießen! Allerdings sollten Sie dabei die Social-Media-Zielgruppen im Auge behalten: #Tatort ist für zynische Twitter-Suchties geeignet, dass Sie den #SundayFunday mit ganz viel #AvoLove oder bei einer fancy #Poolparty verbracht haben, interessiert hingegen nur die Insta-Gemeinde.

Artikel erschienen am 16.11.2016 auf welt.de/icon