Man kann sehr schnell auf sehr vieles neidisch werden. Dafür muss man nur einmal Instagram durchscrollen.
Einfach jeder hat ein ordentlicheres Zuhause, vermutlich von Helplingen geputzt, größere Sammlungen von Designerhandtaschen (also: > 0), niedlich arrangierte Stillleben aus Beautyprodukten im Badezimmer stehen, viel mehr und an viel interessanteren Orten verbrachten Urlaub.
Jaja, das ist noch Instagram, und dass das wirkliche Leben nicht immer ganz genau so aussieht wie auf den kleinen quadratischen Fotos, hat sich inzwischen durchaus rumgesprochen. Und auf eine Chiara Ferragni und ihre 57 Chanel-Taschen und 7,3 Millionen Follower ist man auch nicht neidisch. Eher schon auf Menschen, mit denen man sich wirklich vergleichen kann. Freunde, Kollegen, Blogger, die selbst bei dämlichen Jungdesigner-Modenschauen in Berlin immer noch einen besseren Sitzplatz abbekommen als man selbst. Ach, als Journalist ist man sowieso grundsätzlich beleidigt, wenn andere mehr Bücher als man selbst veröffentlicht haben (also: >0).
Aber lohnt sich das?
Eine Bekannte sagt neulich, sie habe das Gefühl, man rege sich ständig über Leute auf, die unverständlicherweise gehypt werden, aber das wäre eben so, das müsse man hinnehmen, alles andere wäre Energieverschwendung. Bringt ja auch wirklich nichts: Wenn Neid auf andere „Jungredakteure“, Modeblogger oder Buchverfasser wenigstens noch dazu führte, dass die Dissertation auf zwei Seiten anwüchse. Oder zumindest ins Fitnessstudio. Stattdessen regt man sich gemeinsam mit anderen, ebenso missgünstigen Menschen über unverdient erfolgreiche Persönlichkeiten auf und tröstet sich mit gegenseitigen Rückversicherungen über die jeweiligen unbeschreiblichen, bislang leider Gottes weitgehend unbeachteten Fähigkeiten.
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